Mittwoch, 30. November 2016

METALLICA - HARDWIRED...TO SELF DESTRUCT


Credit Coverbild: © Universal Music
Wenn eine Band aufhört eine einfache Band zu sein und in den höheren Status einer Legende erhoben wird, geht dies automatisch mit einer interessanten Veränderung in der Rezeption ihres Werkes einher: Frühere Aufnahmen werden meist nur mehr gefiltert durch den Schleier der Verklärung betrachtet, neue Veröffentlichungen - denen es häufig an Innovation mangelt - werden unverhältnismäßig wohlwollend wahrgenommen.
Bei Metallica, war dies immer ein bisschen anders: Obwohl sie schon 1991 mit dem  noch heute begeisternden „Black Album“ endgültig zur wohl größten Heavy Metal-Band des Planeten aufstiegen, wurden sie nach dieser künstlerischen Großtat alles andere als mit Samthandschuhen angefasst:
Zeitgenössische Americana-Ausflüge auf den zu Unrecht immer wieder geschmähten „Load“ und „Re-Load“ stießen auf ähnlich wenig Gegenliebe, wie die permanente Neuerfindung der Band entgegen dem genre-immanenten Stillstand. Dass sich Kirk Hammett von seinen eigenen, edlen Signature-Gitarren-Effektpedalen begeistert zeigte wurde ebenso argwöhnisch begutachtet, wie der Umstand dass er und seine Kollegen James Hetfield, Lars Ulrich und Robert Trujillo unlängst ihre „black in black“-Uniform für eine Werbekampagen gegen Brioni-Anzüge tauschten.

Das neu erschienene „Hardwired...To Self-Destruct“ ist nun ihr erstes Studioalbum seit 8 Jahren und obwohl man bei Metallica vorher nie genau wissen kann, was man bekommt-ist die neue Veröffentlichung noch mehr als ihr  Vorgänger „Death Magnetic“ eine Rückbesinnung auf frühere Zeiten geworden - ein Konsens-Album - bzw. ein  Doppel Album; denn die 12 neuen, meist recht langen Songs sind auf 2 CDs gesplitted.

Credit Bild: © Universal Music
Der Opener „Hardwired“ zeigt schon in welche Richtung es die nächsten 11 Nummern lang geht: aggro !!!... eine erbarmungslose Abrissbirne - deren Brutalität jedoch nicht so roh ist wie beim Selbsttherapie-Werk „St. Anger“ sondern eher an die 80er erinnert - mit militärischem  Rhythmus  und kreischend solierendem Hammett.
Überhaupt wirkt das Album für langjährige Fans sehr vertraut - Hetfields düstere Lyrics als kritischer Kommentar zur momentanen Weltlage, die halsbrecherischen Tempiwechsel, die geschickt platzierten Breaks, die unverwechselbaren Grooves und Dampfwalzen-Riffs, Hammets Solo-Exzesse und Ulrichs Tempo an den Drums....
Metallica erfinden sich hier nicht neu und experimentieren weniger als noch in den 90ern.
Insgesamt gemahnt das Album weniger an das schwarze Album, als an die härtesten „Master Of Puppets“-Titel oder die Progressivität von „...And Justice For All“.

Nur dass im Gegensatz zu diesen Werken, durch das Fehlen richtiger Balladen und der das gesamte Album dominierenden Aggressivität die Abwechslung etwas zu kurz kommt.
Die geschickten Arrangements erhalten trotzdem den Spannungsbogen über die gesamte Spieldauer aufrecht - und immer wieder beeidnrucken diese genialen Riffs, die einfach niemand so perfekt im Gleichklang spielt wie Hetfield und Hammett.



Credit Bild: © Universal Music

Auch wenn „Hardwired...“ insgesamt die Kompaktheit des schwarzen Albums und teilweise die Melodiosität früherer Werke fehlt, so ist die Platte doch sehr gut geworden -
Metallica  zeigen keinerlei Anwandlungen langsamer zu werden und demonstrieren mit einer beeindruckenden Mühelosigkeit allen Konkurrenten/Kollegen, wer nach wie vor die Leitwölfe im Genre sind.

Die empfehlenswerte Deluxe Version des Albums erweitert das bestehende 2 Disc-Album noch um eine CD - u.a. mit einer neuen Version der einst limitierten Single „Lords Of Summer“, einigen Cover-Songs (einem Medley aus Rainbow Cover-Songs für Ronnie James Dio, der Deep Purple-Nummer „When A Blind Man Cries“ , dem Maiden-Cover „Remember Tomorrow“ und einer „Diamond Head“-Interpretation).
Zudem gibt es einige Livetracks mit Songs von „Kill Em All“, „Ride The Lightning“ und einer Live-Version von „Hardwired“.